Stadt als Alltagsort braucht Räume
RWTH Aachen
Dipl.-Ing. Gisela Schmitt
Dipl.-Ing. Anne Söfker-Rieniets

Lehrstuhl für Planungstheorie und Stadtentwicklung und Lehrstuhl für Städtebau

Die Corona-Pandemie im Jahr 2020 macht die Dring­lich­keit der Umset­zung vieler aktu­eller Ziele der Stadt­ent­wick­lung noch einmal deut­li­cher: Das Quar­tier – als Rückzugs- und Bezugs­raum für eine viel­fäl­tige Bewoh­ner­schaft – hat seine Rele­vanz im städ­ti­schen Gefüge noch mal bekräf­tigt. In der Bericht­erstat­tung über verän­derte Lebens­um­stände wurde ein Fokus auf bestimmte Haus­halte und Stadt­be­wohner offen­sicht­lich. Fami­lien im Home­of­fice wurden ebenso häufig beschrieben, wie das mobile Arbeiten von jungen Akade­mi­kern. Die beson­deren Heraus­for­de­rungen, die sich Ange­stellten und Frei­be­ruf­lern, deren Anwe­sen­heit an ihrem Arbeitsort verpflich­tend ist, oder Fami­lien und Allein­ste­henden in kleinen Wohnungen ohne Außen­raum stellten, blieben weitest­ge­hend unbe­schrieben. Dies birgt die Gefahr, dass die Bedürfnisse dieser Menschen zu wenig Einzug in die zukünftige Stadt­ent­wick­lung erhalten.

Um die Forde­rungen für den Alltag aller Menschen formu­lieren und umsetzen zu können, bedarf es ein Wissen über alle Lebens­ver­hält­nisse, alle Alltags­be­we­gungen und ‑abläufe, über die genutzten Räume und die Nach­frage im Quar­tier. Dabei ist das Wissen darüber, welche Eigen­schaften Räume benö­tigen, ob und in welchem Umfang soge­nannte Third Places, Gemein­schafts­räume, Shared Spaces etc. zu etablieren sind, welcher Bedarf an welcher Art von „Frei­raum“ vorhanden ist, drin­gend notwendig.

Im Rahmen eines Wahl­mo­duls erar­beiten die Studie­renden in einem begrenzten Unter­su­chungs­raum in der Aachener Innen­stadt Grund­lagen zu den folgenden Frage­stel­lungen: Wie ist Alltag in der Stadt in den unter­schied­li­chen Milieus struk­tu­riert, welche Wege und Räume werden genutzt? Welche Räume benö­tigen die Milieus? Was hat die Pandemie für Defi­zite offen­ge­legt? Mit Hilfe von leitfadengestützten Inter­views, Befra­gungen sowie Stadt- und Raum­be­ob­ach­tung werden die Forschungs­fragen unter­sucht und die Erkennt­nisse für die Weiter­ar­beit im Rahmen der Sommer­schule aufbereitet.