Pandemie vs. Klimakrise
Bergische Universität Wuppertal
Dipl.-Ing. M.Sc. Julia Siedle
Lehrgebiet Städtebau, Prof. Dr. Tanja Siems

Die Corona-Pandemie verän­dert unsere Städte bereits jetzt. Auch länger­fristig wird sie Städ­tebau und Stadt­ent­wick­lung antreiben. Histo­risch gesehen macht sie damit keine Ausnahme: auch in der Vergan­gen­heit haben Pande­mien Städte nach­haltig geprägt. Ohne die Cholera hätte sich während der Indus­tria­li­sie­rung die Infra­struktur der Stadt­hy­giene beispiels­weise nicht so rasant entwi­ckelt, und das Neue Bauen mit seinen Planungs­prin­zi­pien von Licht, Luft und Sonne formierte sich unter dem Eindruck der Tuber­ku­lose, die bis weit ins 20. Jahr­hun­dert hinein die häufigste Todes­ur­sache unter den städ­ti­schen Armen darstellte.

Der Einfluss von Pande­mien auf Städ­tebau und Stadt­ent­wick­lung stand also stets im Zeichen ohnehin drän­gender (urbaner) Probleme und Miss­stände zu der jewei­ligen Zeit, und auch die Corona-Pandemie wird aktuell anste­hende städ­te­bau­liche Trans­for­ma­tionen beschleu­nigen. In unserer Zeit stellt sich insbe­son­dere die Frage des Umgangs mit der Klima­krise. Durch die Heraus­for­de­rungen der Pandemie werden Klimathemen einer­seits in den Hinter­grund gedrängt. Ande­rer­seits könnten sich aber auch „Gele­gen­heits­fenster“ für stra­te­gi­sche Weichen­stel­lungen hin zu einer ökolo­gisch nach­hal­ti­geren Stadt­ent­wick­lung öffnen.

Im Rahmen dieses Kurses werden wir den Einfluss histo­ri­scher Pande­mien auf städ­te­bau­liche Praxis und Utopie rekon­stru­ieren. Wir werden theo­re­tisch und zeich­ne­risch analy­sieren, wie die Corona-Pandemie über kurz­fris­tige Verän­de­rungen hinaus Stadt­ent­wick­lung in der Klima­krise treibt und in diesem Kontext insbe­son­dere unsere Vorstel­lungen des Wohnens und Arbei­tens verän­dert. Schließ­lich wir werden Speku­la­tionen darüber anstellen und Ideen entwi­ckeln, wie sich dies räum­lich-struk­tu­rell im Osten Wupper­tals mani­fes­tieren kann.